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Auch Salmler waren überreichlich vorhanden. Im Freiwasser zogen Gruppen von Bryconops giacopini und halbwüchsigen Brycon bicolor durch die Strömung. Im Schutz des Ufers hielten sich zahlreich kleine Salmler auf. Am häufigsten war hier der hübsche Pfeffersalmler, Axelrodia risei (Unterfam. Tetragonopterinae). Diese maximal 4 cm Länge ereichenden Winzlinge haben auf den Schwanzstiel einen leuchtend silbernen Punkt, der offensichtlich dem Schwarmzusammenhalt dient. Sie tauchen in Deutschland immer wieder als Beifang zwischen Roten Neonsalmlern auf. Ebenfalls sehr häufig war eine nicht näher identifizierbare Art der Gattung Cheirodon, vielleicht Cheirodon pulcher (Unterfam. Cheirodontinae). Vereinzelt gingen uns auch Hemigrammus bellottii, Phenacogaster megalostictus (Unterfam. Tetragonopterinae) und der aquaristisch gut bekannte Schrägsteher, Nannostomus eques (Fam. Lebiasinidae) ins Netz. Die hiesigen N. eques wirken gedrungener und kräftiger als jene, die wir der Aquaristik kennen. Zwei weitere hübsche Salmlerarten lebten hier zusammen vor, nämlich der große Prachtsalmler Crenuchus spilurus und der kleine Prachtsalmler Poecilocharx weitzmani (Fam. Crenuchidae, Unterfam. Crenuchinae). Beide Arten führen eine sehr versteckte Lebensweise und zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus und –dichromatismus. Die Männchen werden größer, bekommen vergrößerte Kiefer und verlängerte Flossen und sind auch farbenprächtiger als die Weibchen. Beide Arten sind revierbildend und brutpflegend, die Männchen verteidigen kleine Bruthöhlen, in die sie mit den Weibchen ablaichen. Der Laich wird bis zum Schlüpfen der Jungen bewacht. Bodensalmler (Fam. Crenuchidae, Unterfam. Characiniinae) waren gleich in mehreren Gattungen und Arten vorhanden. Wir fingen Zwergbodensalmler der Gattung Elachocharax sowie nicht näher identifizierbare Characidiium. Die schönsten Bodensalmler waren hier aber die knallgrünen schlanken Ammocryptocharax elegans. Sie hielten sich zwischen den bereits erwähnten bromelienartigen Sumpfpflanzen auf und waren hier bestens getarnt. Übrigens sind diese Tiere nur an strömungsexponierten Stellen zu fangen und lieben sauerstoffreiches Wasser. Zwischen diesen Sumpfpflanzen ging uns ein
weiteres Kleinod ins Netz. Immer wieder zappelten zwischen den anderen Fischen grasgrüne, bleistiftdünne, ca. 7 cm lange Harnischwelse, die wir im ersten Moment für Farlowella hielten. Erst bei näherer Betrachtung sahen wir, daß diese Welse eine ganz andere Körperform als die uns bekannten Farlowella hatten. Besonders markant war neben der grünen Farbe eine kleine runde Scheibe auf der Nasenspitze. Zu Hause stellten sich die Fische als eine damals noch wissenschaftlich noch unbeschriebene Art der Gattung Acestridium heraus. Sie sind nicht näher mit den Farlowella verwandt sondern gehören in die Verwandtschaft der Hypotopoma und Otocinclus (Fam. Loricariidae, Unterfam. Hypoptopominae). Mittlerweile wurden diese Fische auch wissenschaftlich beschrieben, nämlich als Acestridium martini RETZER; MICHAEL; NICO & PROVENZANO, 1999. Als Typuslokalität dieser Art ist übrigens der Cano Pozo Azul angegeben den wir am Tage zuvor besucht hatten. Dort hatten wir diese gut getarnten Fische allerdings nicht bemerkt. Ihr Transport nach Deutschland gelang problemlos. Leider stellte sich jedoch heraus, daß diese Tiere offensichtlich bezüglich ihrer Nahrung sehr spezialisiert sind. Sie nahmen zwar Nahrung auf, magerten aber leider zusehends ab und starben nach einiger Zeit.
Auch einige sehr hübsch gezeichnete Messerfische der Gattung Hypopomus (Fam. Hypopomidae) fingen wir im Cano Morrocoy. Ein schöner Fang war hier ein einzelne Blattfisch, Monocyrrhus polyacanthus (Fam. Nandidae). Das Tier war interessanterweise an diesem Standort orange gefärbt. In den Fangpausen hatten wir die Muße, die tropische Waldfauna näher zu betrachten. Es wimmelte geradezu von farbenprächtigen Schmetterlingen der unterschiedlichsten Arten. Ameisen und riesengroße am Wasser lebende Spinnen waren faszinierend aber auch manchmal recht lästig, denn sie fanden sich in Taschen, Schuhen und der Fischfangausrüstung wieder wo die Tiere offenbar Schutz vor der brütenden Hitze suchten. Am unangenehmsten waren aber die Schwärme von Mosquitos und Kriebelmücken, die uns regelrecht überfielen. Nur im Wasser oder im geschlossenen Auto fand man Schutz vor diesen liebenswerten Tieren.
Im Verlauf des weiteren Tages besuchten wir noch das etwa 20 km südlich von Pt. Ayacucho in dichtem Wald gelegene „Balneario del Tobogan", eine öffentliche Badeanstalt mit Schwimmbecken, das von einem klaren Wildbach gespeist wurde. Hier floß das Wasser in Kaskaden über riesige glitschige Granitfelsen und sammelte sich unterhalb der Badeanstalt in Gumpen. Das Wasser war glasklar und strömte in einigen Abschnitten sehr schnell. Bereits im Schwimmbecken der Badeanstalt konnten wir vom Beckenrand Flaggenbuntbarsche, Mesonauta insignis ausmachen. In den Gumpen konnten wir schnorchelnd im etwa 28°C warmen Wasser Flaggenbuntbarsche, Aequidens metae sowie einige nicht identifizierte Crenicichla beobachten. Salmler der Gattung Astyanax (Unterfam. Tetragonopterinae) spielten in der Raschen Strömung. Insektenfresser der erst 199 wissenschaftlich beschriebenen, nahe mit B. inpai verwandten Art Bryconops vibex (Tetragonopterinae) bevorzugten eher den Rand der Strömung. Die Felsen in den Kaskaden wurden von roten Bodensalmlern (Fam. Crenuchidae, Unterfam. Characiniinae) bewohnt, die sich mit ihren übergroßen Brustflossen an die Steine preßten und dort im Algenbewuchs herumpicken. Sie konnten mühelos gegen die starke Strömung anschwimmen und schossen bei Annäherung in Panik davon. Die großen dunkelbraunen Ancistrus sp., die ihr Habitat teilten blieben da wesentlich gelassener. Die erwachsen Tiere haben hier kaum Feinde, da große Räuber in solche Wildbäche nur selten einzudringen vermögen.
Den Abend verbrachten wir zufrieden bei „Polar"-Bier und Steak, daß in einer Art Turnhalle serviert wurde. Es war so zäh, daß selbst die zahlreichen herumlungernden Katzen dieses Mahl verschmähten. Trotzdem war nach diesem erlebnisreichen Tag die Laune bestens. Totmüde fielen wir ins Bett. Wir wollten für den nächsten Tag unbedingt fit sein, denn dann sollte es wieder nach Caicara zurückgehen. Auf den Wege wollten wir noch am Rio Paraguenza der nördlich von Pt. Ayacucho in den Orinoco mündet und in der Nähe von Los Pijiguaos fischen.
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