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Ein neuer Süßwasserumberfisch aus dem Rio Xingú, Pachyurus junki Soares & Casatti, 2000

 Text und Bilder Kai Arendt

Die Familie der Umberfische, Sciaenidae (Ordnung der Barschartigen, Perciformes) umfasst zahlreiche überwiegend marine Arten und ist weltweit verbreitet. Nur wenige Umberfische leben im Süßwasser. In Südamerika sind es die piscivoren nachtaktiven Raubfische der Gattung Plagiosion Gill, 1861 mit derzeit 10 Arten und die eher Kleinbrocken fressenden Gattungen Pachypops Gill, 1861 (4 Arten) und Pachyurus Agassiz, in Spix und Agassiz 1831 (11 Arten) die zeitlebens im Süßwasser leben und auch dort laichen. Sie werden kaum einmal importiert, haben in Südamerika aber eine große wirtschaftliche Bedeutung als Speisefische. Dies gilt besonders für die großwerdenden Arten der Gattung Plagioscion, deren Fleisch hervorragend schmeckt. Über die Lebensweise dieser Flussfische weiß man bis heute nur sehr wenig.

Pachyurus junki Soares & Casatti

    Jetzt importierte Jens Gottwald, Aquatarium Garbsen erstmals einen Süßwasserumberfisch der Gattung Pachyurus vom Rio Xingú. Es handelt sich dabei um die erst kürzlich wissenschaftlich beschriebenen Pachyurus junki Soares & Casatti, 2000. Die Art wird wie alle Arten der Gattung nicht größer als etwa 25 cm und ist ein überwiegend nachtaktiver bodenorientierter Kleinbrockenfresser der in der Natur manchmal in großen Schwärmen nachts über Sandgrund in recht seichtem Wasser angetroffen werden kann wo die Tiere dann mit ihrem recht kleinen unterständigen Maul den Boden auf der Suche nach Insektenlarven und dergleichen durchkauen. Tagsüber scheinen sich diese Fische dann in die tieferen Flusskanäle zurückzuziehen. Obwohl die Art recht klein bleibt ist sie doch in ihrer Heimat von einiger Bedeutung als Speisefisch überwiegend für die ärmere Bevölkerung und wird am Rio Xingú „Corvina“ genannt. Die importierten Exemplare wurden nachts über Sandgrund bei der Ihla da Fazenda, einer an Stromschnellen reichen Gegend flussabwärts von Altamira, etwa auf halber Strecke nach Belo Monte mit Regenwürmern geangelt.

    Wie alle Umberfische besitzt auch P. junki eine große zweigeteilte Rückenflosse mit einem kurzen hartstrahligen Vorderteilteil und einem weichstrahligen hinteren Teil. Die Schwanzflosse ist spatelförmig. Der Kopf ist ziemlich groß. Auf eine nächtliche Lebensweise weisen auch die großen Augen hin. Das Maul ist unterständig und vergleichsweise klein. Die Bauchflossen weisen eine anatomische Besonderheit auf. Die langen vorderen Strahlen sind nämlich am Ende nach vorn abgebogen und fungieren so gewissermaßen als Fühler mit denen die Fische Kontakt zum Untergrund halten.

    Im Aquarium stellten sich die Umberfische recht schwierige Pfleglinge heraus. Aufgrund ihre nachtaktiven Lebensweise sind diese Tiere recht lichtscheu und sollten nur in dämmrigen Aquarien gehalten werden. Während der Eingewöhnung nehmen diese hochspezialisierten Barschfische nur Lebendfutter an. Dieses wird lediglich von Grund angenommen und nicht aus dem Freiwasser geschnappt. Gut gewässerte rote Mückenlarven und Tubifex  sind deshalb als Futter besonders geeignet. Auch später wird meist nur Lebendfutter angenommen. Frostfutter wird hingegen nur wiederwillig probiert.. Junk´s Umberfische sind zögerliche und bedächtige Fresser weshalb sie keinesfalls mit flinken, gierigen oder gar aggressiven Fischen wie manchen Salmlern oder gar aggressiven Buntbarschen vergesellschaftet werden sollten. Die scheuen Tiere verhungern sonst schlichtweg. Gut zur Vergesellschaftung sind hingegen Süßwasserplattfische und Harnischwelse geeignet, von denen die sandbewohnenden Arten ähnliche Umweltbedingungen wie die Umberfische lieben. Da die P. junki ihre Beute bevorzugt im Sand suchen sollte der Bodengrund aus möglichst feinem Sandgrund bestehen. Die Tiere besitzen offensichtlich ein Sinneszellensystem im Kopfbereich und sind damit in der Lage auch tief im Grund befindliche Beute zu orten. Da die Art recht schwimmfreudig ist sollte für möglichst viel freien Schwimmraum gesorgt werden. Einige Versteckmöglichkeiten im Randbereich komplettieren die Einrichtung. Als Flussfische lieben Junk´s Umberfische eine recht starke Strömung in der sie mit ihren eigenartig schlängelnden Bewegungen gerne stehen. Untereinander und auch gegenüber anderen Fischen verhalten sich diese geheimnisvollen Umberfische nach meinen Beobachtungen völlig friedlich.

 

Literatur:

Arendt, K. (2002): Ein südamerikanischer Süßwasserumberfisch, Pachypops cevegai Cervigón, 1982. –Aquaristik Fachmagazin,

Soares, L. & L. Casatti (2000): Descricao de duas novas espécies de Sciaenidae (Perciformes) de água doce da bacia Amazonica. –Acta Amazonica, 30(3): 499-514 

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