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Cephalosilurus apurensis (Mees, 1978), ein Raubwels aus den Llanos Venezuelas
Text und Bilder Kai Arendt
Die sogenannten Krötenwelse der Gattungen Pseudopimelodus Bleeker, 1858 und Cephalosilurus Haseman, 1911 (Familie Pimelodidae, Unterfam. Pseudopimelodinae) zählen im allgemeinen nicht gerade zu den Sympatieträgern. Die gilt sowohl für ihre Heimatländer, wo sei einen sehr schlechten Ruf haben, als fettig, tranig und ungenießbar gelten und kein Einheimischer auf die Idee kommen würde einen dieser Räuber etwa zu verspeisen, als auch für uns Aquarianer, denn Krötenwelse sind ware Fressmonster, die auch große Beutefische problemlos überwältigen und verschlingen können.
Ich machte mit Krötenwelsen das erste Mal 1994 und später noch einmal 1997 in den Llanos Venezuelas Bekanntschaft, als wir auf Fischfang an flachen kiesigen und geröllhaltigen Stellen des Rio Orituco bei Calabozo (Estado Guarico), einem Nebenfluss des zum Rio Apure System zählenden Rio Guarico, immer wieder große plumpe Welse im Netz hatten, die selbst im Fangstress in der Enge des Netzes sich den Bauch mit anderen gefangenen Fischen vollschlugen. Diese düsteren, in Venezuela „Tongo“ gennannten, Gesellen mit dem riesigen Maul gaben dabei grunzende und schnalzende Geräusche von sich, die die uns begleitenden Venezolaner regelrecht erschaudern ließen. Im Weißwasser des Rio Orituco fanden wir die dort bis zu 60 cm messenden Raubwelse ausschließlich in flachen, schnell fließenden Bereichen wo diese gut getarnten Monster reglos am Boden liegend auf vorbeiziehende Fische lauern. Dabei wird die Beute blitzschnell gepackt sobald sie in Reichweite gelangt. Es handelte sich bei diesen beeindruckenden Raubfischen um den ursprünglich als Pseudopimelodus aus dem Rio Arichuana im Apure System (Estado Apure) wissenschaftlich beschriebenen Cephalosilurus apurensis Mees, 1978. Die Art ist offenbar im gesamten Apuresystem weit verbreitet.
Erst viel später, im Jahre 2002, begegneten mir die Apure - Krötenwelse in Deutschland wieder. Roland Numrich, Mimbon Aquarium, Köln hatte einige Exemplare dieser Art aus San Fernando de Apure nach Deutschland importiert. Die meisten dieser Welse gingen damals weiter ins Großfisch begeisterte Japan. Glücklicherweise konnte ich aber einen der Krötenwelse über Harald Soßna, „Das Aquarium“ in Braunschweig, bekommen. Die importierten Apure - Krötenwelse maßen schon beim Import alle über 20 cm Länge. Im Aquarium stellten sich diese unscheinbar dunkelbraun gefärbten und hell übersprenkelten Raubwelse als recht robust und erfreulicherweise wenig anfällig für Ektoparasiten heraus, was ja längst nicht für alle, meist relativ empfindlichen, Großwelse gesagt werden kann. C. apurensis besitzen eine kräftigen und gedrungenen, drehrunden Körper mit einem wuchtigen Schwanzstiel und einer abgerundeten Schwanzflosse. Auch die Bauchflossen sind großflächig und abgerundet. Die Brustflossen sind dagegen relativ klein und ihr erster Strahl ist verdickt und zu einem gefährlichen Stachel ausgebildet. Daher ist beim Fang dieser Welse äußerste Vorsicht geboten, da man sich an diesen Stacheln leicht tiefe, schmerzhafte und schlecht heilende Wunden zuziehen kann. Auch verfangen sich die Tiere damit leicht in den Maschen des Netzes und sich dann nur noch sehr schwer daraus zu befreien. Der massige breite Kopf der Apure - Krötenwelse ist stark abgeflacht. Das gewaltige, fast kopfbreite Maul hat kräftige Kiefer die mit Hunderten kleiner spitzer Zähne besetzt sind, die sich wie Schmirgelpapier anfühlen und Beutetiere sicher festhalten können. Der muskulöse Schlund führt in einen sackartigen Magen wo die Beute mittels starker Verdauungssekrete verdaut wird. Krötenwelse besitzen nur relativ kurze aber sehr empfindliche Barteln, die nicht nur auf direkte Berührung sondern auch auf Bewegungen im Wasserkörper reagieren. Auch haben C. apurensis einen sehr empfindlichen Geruchssinn. Scheinbar schlafende Tiere reagieren auch bei kleinsten Futtergaben im Aquarium sofort und werden aktiv. Die kleinen Augen sitzen auf der Oberseite des Kopfes, haben aber beim Beutefang nur eine untergeordnete Bedeutung.
Will man diese Raubwelse im Aquarium pflegen, sollte man vorher bedenken, dass diese Tiere eigentlich stets Hunger haben und gewaltige Mengen an Futter verschlingen können. Sie haben zwar die Fähigkeit lange Hungerperioden gut zu überstehen, dann aber fallen sie manchmal auch Beutetiere der eigenen Körpergröße an und verschlingen diese dann in Etappen, wobei sie das Opfer mit dem Kopf voran hinunterwürgen. Dabei wird der Vorderteil bereits verdaut, während der hintere Teil der Beute noch aus dem Maul herausschaut. Mit dem Fortschreiten der Verdauung wird dann entsprechend „nachgeschoben“. Daher kann man diese Monster nur mit größeren Fischen, vorzugsweise anderen Großwelsen zusammen pflegen. Diesen gegenüber verhalten sich die C. apurensis friedlich. Obwohl die Krötenwelse recht träge wirken, können sie urplötzlich agil werden und sind dann auch gute und schnelle Schwimmer. Daher braucht man zur erfolgreichen Pflege von C. apurensis möglichst geräumige Aquarien mit großer Grundfläche. Der Grund sollte wie im natürlichen Lebensraum dieser Tiere aus Sand, grobem Kies und Geröll bestehen und einige Versteckplätze in Form von Wurzeln und großen Steinen bieten. Auf eine Bepflanzung sollte verzichtet werden, da die starken Tiere diese gern auf ihren nächtlichen Streifzügen entwurzeln. Weil Apure – Krötenwelse kein allzu helles Licht mögen, sollten zumindest einige Bereiche des Aquariums abgedunkelt werden. Wie im natürlichen Lebensraum, wo die Tiere meist in Flussabschnitten mit stärkerer Strömung zu finden sind, sollte auch im Aquarium mit Hilfe einer Tauchkreiselpumpe für eine mäßige bis starke Strömung gesorgt werden. Nehmen C. apurensis anfangs nur lebende Fische als Futter an, gehen sie bereits nach kurzer Zeit an aufgetaute tiefgefrorene Stinte, Fischfiletstücke und Regenwürmer. Später werden dann auch Fliegenmaden, Cichlidensticks und Futtertabletten ohne Probleme angenommen. Aufgrund der großen Futtermengen ist ein regelmäßiger ausgiebiger Wasserwechsel bei der Pflege der Apure - Krötenwelse unumgänglich. Ich halte C. apurensis bei Wassertemperaturen zwischen 23° und 29°C.
Literatur:
Arendt, K. (2000): Großwelse – Räuber
vom Amazonas. –Aquaristik Fachmagazin, 155: 2-12
Franke, H.-J. (1985): Handbuch der Welskunde. –Urania Verlag Leipzig: 335 pp.
Grant, S. (1999): Pseudopimelodus
Bleeker, 1858 and some related genera (Siluriformes: Pimelodidae). -Catfish
Compendium: 44-58
Mees, G.F. (1978): Two new species of Pimelodidae from northwestern South
America (Pisces, Nematognathi). –Zool.Meded., Leiden, 53(23): 253-261
Reis, R.E., S.O. Kullander & C.J. Ferraris jr. (2003) : Checklist of the
freshwater fishes of South and Central America. –EDIPUCRS, Porto Alegre: 720
pp.
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