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Belontia signata - ein Zuchterfolg mit einem selbst gefangenen Paar
Helmut Stallknecht
Die Kinder hatte ich zum Auto geschickt. Dort verteilten meine Begleiter Limonade und Schokoladenriegel und lenkten sie zunächst einmal vom Wasserlauf ab. Mit unserem Erscheinen waren sie förmlich „aus dem Busch" zusammengelaufen, als wir am 25. 11. 1995 südlich der Straße von Homagama nach Kosgama hinter Padukka in die „Wildnis" eingedrungen waren und angehalten hatten. Meine bisherigen Erfahrungen mit solchen an sich freundlichen und hilfsbereiten einheimischen Kindern waren leider nicht allzu gut. Sie stürzten sich ins Wasser, riefen begeistert: „Malu, malu", und holten alles mögliche heraus. Vor allem Rasbora daniconius, dort „Dandia" genannt.
Ich aber wollte zunächst einmal vorsichtig am Bachlauf entlang gehen, typische Stellen fotografieren, Wassermessungen vornehmen und dabei Ausschau halten, was sich so zeigt.
Und da sah ich sie! Zwei Fische umkreisten sich in einer Bucht, die der in der Mitte recht schnell fließende Bach hinter einem Schuttkegel des teilweise eingestürzten Ufers bildete. Dort stand das Wasser nahezu, der Boden war grob sandig und nur mit geringen Mulmansammlungen bedeckt, das Wasser kristallklar. Vorher hatte ich ein paar weghuschende Schlangenkopffische, einen Trupp Purpurkopfbarben, Barbus nigrofasciatus, einzelne Aplocheilus dayi und die obligatorischen Rasbora daniconius gesehen. Das hier aber mußte ein Paar sein!
Belontia signata, den Kammschwanz- oder Sri Lanka-Makropoden, hatte ich bisher nirgends gefunden. Als ich den mich begleitenden Biologen LAKSHITA JAYASINGE nach dieser Art gefragt hatte, erkundete er, der vor allem ornithologische Interessen verfolgte, sich bei Ichthyologen seines Studienjahrganges, und im Ergebnis seiner Bemühungen waren wir nun hierher gefahren.
Die Fische umkreisten sich immer noch. Von oben sahen beide stumpf dunkelrotbraun aus. Wenn sie in etwas von der Sonne erhellte Bereiche des recht schattigen Baches kamen, leuchteten die hellblauen Ränder der Schwanzflosse vorübergehend auf. Eines der Tiere war deutlich größer und wirkte geradezu bullig gegenüber dem kleineren und schlankeren. Zeitweilig kamen sie sich recht nahe und richteten sich in einem Winkel von etwa 45 o auf. Dann wieder schwammen sie auf einen Abstand von fast einem halben Meter auseinander. Der kleinere kehrte stets zuerst zurück und suchte förmlich den Kontakt zum größeren Fisch. Das mußte ein Paar sein!
Auf mein vorsichtiges Winken kam LAKSHITA langsam heran. Ich bat ihn, einen der Jungen zu schicken. Wir stiegen, jeder einen Kescher in der Hand, einige Meter oberhalb und unterhalb der Bucht ins Wasser und näherten einander schrittweise. Wir mußten vorsichtig laufen, denn im Bachbett wechselten sandige Stellen mit groben Steinblöcken, und beim Ausrutschen und Plätschern hätten wir die Fische gewiß verscheucht.
Nach endlos erscheinenden zehn Minuten standen wir vor der Bucht, beide bemüht, keinen Schatten zu werfen. Das war insofern leicht, als die Sonne um 11 Uhr vormittags bereits so hoch stand, daß wir fast keinen Schatten warfen. Aber Wildfische, die ständig auf der Hut vor Eisvögeln sein müssen, sind extrem scheu. Aber die beiden drehten sich weiterhin langsam umeinander, waren aber jetzt näher am Ufer. Ich gab nun das Kommando: „Three, two, one - now!" Beide stießen wir, wie vorher abgesprochen, mit den Netzen zu. Sie bildeten einen Winkel, der durch die Uferlinie zum Dreieck ergänzt wurde. Und wir hatten Glück - in jedem Netz befand sich einer der beiden Fische.
Die bereitgestellten Plastikflaschen waren im Nu zur Hälfte gefüllt, und nun konnte ich mir endlich die beiden Fische aus der Aquarianerperspektive ansehen. Das mußte ein Paar sein!
Der Mann kräftig, hochrückig, nun am Körper mit einem dunklen Marmormuster versehen, die Flossen lang ausgezogen, die Enden schwarz, auch die „Kammzinken", die sich deutlich vom hellblauen Sichelmond der äußeren Schwanzflosse abhoben. Das kleinere Weibchen, ebenfalls marmoriert, war insgesamt dunkler, der Körper viel schlanker, die Flossen ebenfalls spitz ausgezogen, aber kürzer und bis in die Enden rötlich. Nur wenige Strahlen der Schwanzflosse waren etwas verlängert und eher dunkelgrau als schwarz.
Nun erst suchten wir nach weiteren Arten und fanden neben den eingangs erwähnten Fischen noch Spitzschwänze, Pseudosphromenus cupanus, Tigerschmerlen, Acanthocobitis urophthalmus, sowie einen Belontia-Jungfisch von 3 cm Länge.
In einem am Nachmittag befischten, nahegelegenen Bachabschnitt sahen wir noch mindestens 50 erwachsene und halbwüchsige Kammschwänze. LAKSHITA drängte mich, noch mehr mitzunehmen - falls mit dem Paar 'was passiert. Ich wollte nicht, mir genügte dieses Paar. Wir waren auch, trotz mehrfacher Versuche, nicht in der Lage, auch nur einen davon zu erwischen. Sie verschwanden in den Steinspalten der gemauerten Brückensockel. Nur Titteya-Barben und „Dandia" schnappten um unsere Beine herum nach dem aufgewirbelten Mulm, als wüßten sie, daß wir sie nicht fangen werden.
Noch 16 Tage bis zur Rückreise! Bei schwach perlender Durchlüftung hielt ich das Paar getrennt in je einem Liter Wasser, das ich täglich austauschte. An Mücken war kein Mangel, auch kleine Käfer, Schaben, Spinnen und Flockenfutter nahmen sie an. Sie verhielten sich außerordentlich ruhig, schossen niemals hektisch herum. Das Jungtier mußte ebenfalls in „Einzelhaft", weil es sowohl Barben als auch Eierlegende Zahnkarpfen und Spitzschwänze, mit denen es zeitweilig vergesellschaftet war, ausgesprochen „böse" attackierte.
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