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Jenseits von Afrika

 

Es ist kurz vor Mitternacht und heute ist der 24. Dezember. Ich stehe an der Grabenbruchkante des Riftvalleys. Fünfzig Meter unter mir schimmert der Langano-See im Mondlicht. Knapp über dem Horizont steht das Kreuz des Südens. Ein lauer Wind streicht mir über das Gesicht und trägt ab und an ein leises Rauschen der Brandung zu mir herauf.

Es ist sehr schwer, die Gefühle zu schildern, die einen angesichts der scheinbar unberührten Natur der Tropen überkommen. Die Situation hat etwas Unwirkliches, das kaum festzuhalten ist. Man kommt sich so klein und unbedeutend vor neben den Dimensionen der afrikanischen Grabenbruchseen. . .

Während unseres einjährigen Aufenthalts in Äthiopien hatten wir mehrfach die Gelegenheit, Exkursionen in das Riftvalley, südöstlich von Addis Abeba, zu unternehmen. In gut zwei Autostunden kann man den Grabenbruch erreichen.  Wir fuhren meist mit zwei Wagen, um im Pannenfall noch per Schlepp die Hauptstadt wieder zu erreichen. Es werden aber harte Anforderungen an das Material gestellt (würde man wohl in Ralley-Fahrerkreisen sagen). Obwohl die Straßen asphaltiert sind, folgt doch ein Schlagloch dem anderen. Zum Teil war es angenehmer auf einer Rough-Road zu fahren, denn auf diesen „befestigten" Straßen. Ein weiteres Problem bilden die vielen Menschen mit ihren Haustieren. Da PKW die Ausnahme sind, wird jedes Fahrzeug  ausgiebig bestaunt, ...nachdem es vorbeigefahren ist. Das erfolgt häufig dergestalt, daß der „Bewunderer" mitten auf die Straße läuft. Daß ein zweites Auto folgen könnte, war wohl nie zu vermuten. So stand ich oft mehr auf der Bremse, als mir lieb war. Ebenso unberechenbar verhielten sich die am Straßenrand laufenden oder weidenden Zebus, Schafe, Ziegen und Esel. Hier war ein Fahrstil erforderlich, der dem Fahrer höchste Konzentration abverlangte.

Der erste große See auf dem Weg ist ein künstlich angelegter Stausee bei Koka, der den Awash aufstaut. Da im Gegensatz zu den anderen Seen ein Zufluß vorhanden ist, unterscheiden sich auch die Wasserwerte erheblich. Der Koka hat einen pH-Wert von 7. Das wirkt sich auf Fauna und Flora aus. Die Ränder sind von einem dichten Schilfsaum umgeben, die Oberfläche im Uferbereich ist dicht mit Eichhornia bedeckt. Ein wahres Paradies für verschieden Planorbiden (Schnecken, die als Zwischenwirte für die Erreger der Bilharziose-Krankheit, Schistosoma haematobium, fungieren). Wir waren dann doch zu ängstlich, diesen Stausee einer genaueren Untersuchung zu unterziehen.

Auf dem weiteren Weg ins Rift-Valley konnten wir mit abnehmender Meereshöhe eine Zunahme der Termitenhügel verzeichnen. Ich erwähne das an dieser Stelle, weil wir im Dezember eines Abends plötzlich von Myriaden geflügelter Termiten, die sich auf dem Hochzeitsflug befanden, umgeben waren. Die Tiere wurden magisch von den Lampen vor unseren Bungalows angezogen und verendeten in der Lichtfülle. Am nächsten Morgen wurden die abgestorbenen Männchen, deren Lebensdauer nur eine Nacht währt, kübelweise weggekehrt.

Auf den Koka folgen die Seen Ziway, Langano, Abyata, Shala ,Awassa, Abaya und Chamo. In das Hochland eingebettet, liegen sie auf einer Höhe von ca. 1500 Metern. Mit Ausnahme des Awassa handelt es sich um sehr stark alkalische Gewässer. Der hohe Gehalt an Soda (Natriumkarbonat, Na2CO3) bewirkt dabei nicht nur eine Verschiebung des pH-Wertes nach 9 - 10, sondern auch eine seifige Beschaffenheit und Geschmackskomponente des Wassers. Trinkwasser muß man sich aus anderen Landesteilen mitbringen, wenn man seinen Kaffee ohne gewissen Laugenbeigeschmack genießen will.

Die Dimensionen der Seen sind beeindruckend:

See

Langano

Abyata

Shala

Fläche /km2

214

205

409

Tiefe /m

46

7-14

266

Volumen /km3

8,5

1,6

42

Die durchschnittliche Oberflächentemperatur beträgt ca. 25 0C, kann aber tages- und jahreszeitlich bis auf über 30 0C steigen. Die Bodentemperatur liegt ganzjährig bei 20 0C. Keiner der Seen hat Zuflüsse, so daß sich der Wasserstand ausschließlich über Niederschläge und Verdunstung reguliert. Die Wasserstandsschwankungen des Abyata-Sees beruhen auf dem ungünstigen Oberflächen/Volumenverhältnis und der daraus resultierenden Verdunstungsrate. Der hohe Gehalt an gelösten Salzen bewirkt aber eine massenhafte Vermehrung von Salinenkrebsen, deren Nauplien unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung und Ernährung von Flamingos sind. So finden sich dort Kolonien von über 14.000 Exemplaren, die wie ein rosa Saum die Uferbereiche umgeben. Wir haben in der Trockenzeit versucht, den Gewässerrand zu erreichen. Das war einfach unmöglich, da der Uferbereich etwa 2 Kilometer breit war und mit zunehmender Annäherung an die Wassergrenze immer morastiger wurde. Fast 500 Meter von der Uferlinie entfernt, mußten wir dann aufgeben.

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