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Buddhas, Bettas und Beton
Reiseeindrücke aus Thailand
Text: Dr. Jan Robel und Helmut Stallknecht
Fotos: Dr. Jan und Rene Robel, Evelin und Helmut Stallknecht
So hatten wir uns Thailand nicht vorgestellt! Die Straße vom Flughafen Don Muang nach Süden ist tischeben und hat eher den Charakter einer Autobahn. Je mehr wir uns Bangkok nähern, desto dichter reihen sich Hochhäuser, Fabrikhallen und Gewerbegebiete beiderseits der nun auf bis zu sechs Spuren erweiterten Fahrbahn. Weitere im Bau befindliche Säulen, Brücken und Auffahrtbögen lassen ahnen, was hier künftig zu erwarten ist. In einigen Stadtteilen fließt der Autoverkehr bereits jetzt in drei Etagen - Berlins Stadtautobahn wirkt dagegen ein bißchen entwicklungsbedürftig...
Wir wollen noch Jomtien, im Süden,
aber Bangkok nimmt einfach kein Ende. Nach einer Stunde Fahrt tauchen die ersten
bewaldeten Hügel auf, die Route führt jetzt südwärts, und mit Chonburi
erreichen wir einen Ort, der mit lateinischen Buchstaben ausgeschildert ist und
uns einen ersten Vergleich ermöglicht, wo wir uns befinden. Sonst sind nahezu
sämtliche Straßenschilder und Firmenbezeichnungen in Thai gehalten - man
braucht schon einen landeskundigen Kraftfahrer. Aber einen mit
Englischkenntnissen zu finden, macht Mühe. So blieb auch der gute Kontakt aus,
der uns bisher den Aufenthalt in anderen tropischen Ländern mit Hilfe der
meisten Fahrer leicht machte. Das war besonders notwendig, wenn es um Fundorte
und die von uns gesuchten Fische ging.
Auf der Suche nach Kampffischen
Doch ein an sich nicht erfreulicher Umstand half uns.
Meine linke Schulter war durch einen
Gelenkschaden angeschwollen und ließ sich kaum noch bewegen. So ging ich auf
den Vorschlag ein, mich versuchsweise einer Thai-Massage zu unterziehen. Die
Masseuse, Nittaya S. stand auf ihrem Schild, sprach ein wenig Englisch, und so
entspann sich ein Gespräch, das mich von meinen Schmerzen ablenkte. Woher wir k„men?
Wie lange wir bleiben (zu deutsch, wie oft ich noch zur Massage kommen würde?)
und so weiter.
Dann ich: Wo sie wohnt, ob sie Familie hat? Schon die erste Antwort elektrisierte mich geradezu. Das Dorf, in dem sie lebe, hieße "pla kat" und liege ganz in der N„he von Jomtien. Stolz, daß ich mir wenigstens ein paar thailändische Fischnamen eingeprägt hatte, sagte ich sogleich, daß "pla kat" doch der Name für "fighting fish" sei. "Oh, yes, you know it?"
Nun ließ ich alle mir bekannten thailändischen Fischnamen ab:
pla khem Halbschnäbler, Dermogenys pusillus
pla mor Kletterfisch, Anabas testudineus
pla krim Knurrender Gurami, Trichopsis vittata
pla salaring Fadenfisch, Trichogaster trichopterus
pla salid Schaufelfadenfisch, T. pectoralis
Ich erzielte Wirkung. Auf Nittayas Zuruf erschienen aus der Umgebung weitere Masseusen und schauten staunend auf den lädierten Deutschen, der außer ein paar Fischnamen kein thailändisches Wort kannte. Allgemeine Heiterkeit.
Im weiteren Gespräch ergab sich, daß
Nittayas Sohn selbst Kampffische fängt und zu Hause hält. Die wollte ich
sehen. "No problem, i have a car and you can go with me." Das war doch
ein Angebot!
Wir fuhren an einem der nächsten Tage mit. In der Tat standen dort zwei Flaschen mit je einem Betta-Männchen sowie ein großes Bonbonglas mit Jungfischen. Zwischen den Flaschen klemmte ein Stück Pappe, das nun weggezogen wurde. Die beiden Männchen färbten sich sofort ein, spreizten Flossen und Kiemendeckel und gingen aufeinander los. Sie mußten vor ein paar Tagen schon direkte "Feindberührung" gehabt haben, denn beider Flossen waren beschädigt und noch nicht wieder ergänzt.
Nun wurde der etwa 14jährige Sohn
gerufen. Obgleich er in der Schule Englisch lernte, sprach er nicht mit mir.
Seine Mutter übersetzte meine Wünsche. Zwar verstand ich nichts, aber der Ton
seiner Antworten ließ mich erkennen, daß er wohl "pla kat" für mich
fangen und mir verkaufen wollte. Aber dabeisein oder gar den Fundort
fotografieren sollte ich nicht. Auch mein Angebot, die dabei gefangenen Fische
gut zu bezahlen, lehnte er ab. Als ich schließlich mitteilen ließ, daß mich
dann auch seine Kampffische nicht interessieren, drehte er wortlos ab und ging.
Seiner Mutter war das sichtlich peinlich. Sie fuhr mit uns anschließend in eine
Bonsai-Gärtnerei und fragte mehrmals, ob ich nun weiterhin zur Massage käme.
Einige Tage später, als sich in unserem Bungalow schon einige Plastikgefäße mit Halbschnäblern, Zwerg-Reiskärpflingen, Oryzias minutillus, und verschiedenen Fadenfischen angesammelt hatten, kam ich mehr zufällig mit unseren Raumpflegerinnen "ins Gespräch". Es bestand aus gegenseitigem Nennen des Namens "pla kat" und der von mir richtig gedeuteten Zusicherung der einen, ihr Mann könne mir welche besorgen. Daß ich die Fundorte sehen und fotografieren wollte, verstand sie nicht oder wollte sie nicht verstehen.
Jedenfalls stand sie am nächsten Morgen mit drei prächtigen Männchen vor der Tür. Ich bemühte mich, auch ihren Mann kennenzulernen - vergeblich. Offenbar hatte sie aber verstanden, daß ich auch Weibchen haben wollte. Spät zwar, aber noch vor unserem Abflug, erschien sie mit weiteren Beuteln, in denen Weibchen und ein weiterer Mann waren.
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