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„Bücher für den Anfänger" nennt sich die neue Reihe aus dem Tetra-Verlag, in der bisher sechs Titel erschienen sind.
„Anfängerbücher" – eine Kategorie innerhalb der Sachbücher, die meist negativ assoziiert wird. Geringer Umfang und kleiner Preis verleiten sehr häufig zu der Auffassung, es handele sich um ein minderwertiges Produkt, na eben etwas für Anfänger. Leider wird dieses Klischee oft genug durch minderwertige Publikationen bestätigt, Auftragsarbeiten sogenannter Sachbuchautoren, die heute eine „Einführung zum Münzensammeln" und morgen über „Die Bedeutung der Esoterik" schreiben. Nicht ganz zu unrecht erregen sich dann die „Spezialisten" über den Unfug, der dort verbreitet wird. An dieser Stelle muß man sich aber fragen, warum denn dann nicht diese „Spezis" zur Feder gegriffen haben? Ist es denn nicht eine der wichtigsten Aufgaben eines erfahrenen Hobbyisten, den Anfänger unter seine Fittiche zunehmen und ihm die schlimmsten Anfängerfehler zu ersparen? Sollte es nicht das Anliegen des „Profis" sein, durch Hinweise und Ratschläge dem Anfänger zu Erfolgen zu verhelfen, um „ihn bei der Stangen zu halten"? Gerade auf dem vivaristischen Sektor wird immer wieder über mangelnden Nachwuchs gestöhnt. Ist dieses Problem nicht aber „hausgemacht", weil nämlich der Nachwuchs aufgrund mangelnder Unterstützung irgendwann entnervt aufgibt? Sind sich die „Profis" vielleicht zu schade sich mit Anfängerproblemen auseinanderzusetzen?
Nun, diesen Vorwurf kann man den Autoren der sechs Büchlein nicht machen. Der Tetra – Verlag konnte allgemein bekannte Spezialisten für die Reihe gewinnen. Die Namen Evers, Herrmann, Schmitt und Stallknecht (eine Ausname macht Berger, den ich nicht einordnen kann) sprechen für sich und lassen Sachkompetenz erwarten. Es muß prinzipiell positiv gewertet werden, daß die Autoren sich mit dem Anspruch ein Anfängerbuch zu schreiben auseinandergesetzt haben. Geht es doch darum in gedrängter Form, kurz und präzise aber einleuchtend die wichtigsten Probleme des jeweiligen Fachgebietes aufzuzeigen und entsprechende Lösungsvarianten anzubieten. Das setzt natürlich ein hohes Einfühlungsvermögen voraus, gilt es doch, sich selbst in die Position des Anfängers zurück zu versetzen. Um es vorwegzunehmen, diesem Anspruch genügen die Büchlein weitgehend.
Allerdings sei an dieser Stelle auch gleich angemerkt, daß alle sechs Titel für mein Dafürhalten kopflastig auf die Produktpalette der Tetra-Werke ausgerichtet sind. Wenn es Werbebroschüren wären könnte man ja damit leben, so aber muß dieser Fakt bemängelt werden.
„Mein erstes Aquarium" von Stallknecht verwirrte mich denn auch etwas, weil bereits in der Einleitung ein pädagogischer Zeigefinger erhoben wird, den ich von Stallknecht nicht kenne. Er, der eigentlich nur der Not gehorchend Trockenfutter einsetzt, predigt nun die Verwendung von Flocken? Überblättern sie also getrost die ersten dreißig Seiten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie vom Autor stammen. Danach allerdings geht es in der gewohnten flüssigen und launigen Art zu Sache. Die klassischen Anfängerfehler werden analysiert und entsprechende Vorbeugemaßnahmen und Handlungrichtlinien gegeben. Dabei wirkt der Text nicht wie ein Rezeptbuch sondern läßt Spielraum für die persönliche Entfaltung.
Daß der Pflegling im Mittelpunkt der Bemühungen zustehen hat, arbeiten B. und S. Schmitt in „Mein erstes Meeresaquarium" überzeugend heraus, ohne oben erwähnten Finger zu bemühen. In einfühlsamer Art und Weise werden ökologische Zusammenhänge dargestellt und nachvollziehbar erörtert. Der Aufruf zur Beschränkung hinsichtlich der Zahl der Pfleglinge zieht sich wie ein roter Faden durch den Text und wird immer wieder begründet – methodisch und didaktisch gut gemacht.
Es werden viele praktische Hinweise zur Einrichtung und zum Betrieb eines Meeresaquariums gegeben. Selbst der Wasserchemismus wird knapp aber prägnant dargestellt. Ratschläge zur Auswahl von Tieren und Pflanzen berücksichtigen sowohl den Kenntnisstand des Anfängers, als auch den Natur- und Artenschutz.
Gleiches läßt sich für „Mein erstes Terrarium" von Herrmann sagen. Der Autor stellt die Bedeutung einer sinnvollen und artadäquaten Einrichtung des Terrariums in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Ohne aufgesetzt zu wirken werden die Ansprüche der Tiere in den Vordergrund gerückt. Die entsprechenden Argumentationen sind auch für den Laien einsichtig dargestellt, ohne belehrend zu wirken. Die empfohlenen Arten wurden nach dem Aspekt der Robustheit gegenüber möglichen Haltungsfehlern des Pflegers ausgewählt. Leider kommen die in letzter Zeit immer beliebter werdenden Wirbellosen in der Darstellung etwas knapp weg.
Daß Herrmann nicht nur Terrarienspezialist ist, weist er mit „Mein Gartenteich" nach. Allerdings ist der Text wesentlich nüchterner gefaßt, als in vorhergehendem Titel. Da Gartenteiche nicht nur einfach künstliches Biotop sind, sondern auch Bestandteil von Kultur, nimmt die Gestaltung einer solchen Anlage großen Raum in den Betrachtungen ein. Bemerkenswert ist dabei die Toleranz des Autors hinsichtlich möglicher Gestaltungselemente. Angelnde Gartenzwerge finden neben naturnahen Teichen wertfreie Erwähnung. Der ökologische, ästhetische und erzieherische Wert einer solchen Anlage wird gut herausgearbeitet und eröffnet dem Leser Perspektiven, die er so wohl noch nicht gesehen hat.
Etwas „daneben" wirkt in der Reihe das Büchlein „Meine dekorative Aquarieneinrichtung". Die vordergründige Darstellung von Tetra - Erzeugnissen wirkt absolut störend. Obwohl die zur Gestaltung eines Aquariums offerierten Tips und Ratschläge durchweg sachlich richtig und nützlich sind, lassen sie sich in Verbindung mit der Produktwerbung schon fast nicht mehr ernst nehmen. Dem Leser wird oktroyiert, daß nur bei Verwendung entsprechend genannter Artikel der Erfolg möglich sei. Das ist insbesondere bedauerlich, weil der Autor andererseits praktikable Lösungen für Rückwände, Beleuchtung, Beheizung, Bepflanzung etc. anbietet.
Daß es trotz Werbung auch anders geht zeigt Evers in „Meine ersten Aquarienfische".
Klassische Fehler der Haltung, des Besatzes und der Einrichtung eines Aquariums werden herausgearbeitet und Möglichkeiten der Vermeidung aufgezeigt. Eine kleine Einführung in die Nomenklatur der wissenschaftlichen Namen macht dem Laien deutlich, daß es ohne exakte Benennung der Tiere nun mal nicht geht. Der Autor stellt aus dem überaus großen Angebot des Handels die Arten vor, die Fehler in der Haltung und Pflege noch am ehesten tolerieren. Es werden Vorschläge zur Vergesellschaftung verschiedener Arten gemacht und die Auswahl fundiert hinsichtlich der Ansprüche der empfohlenen Tiere begründet.
Unabhängig von den eingangs gemachten Bemerkungen muß angemerkt werden, daß alle Autoren deutlich gemacht haben, daß die Beschäftigung mit der Vivaristik einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz darstellt. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, daß im Vordergrund der Bemühungen die Sorge um das Wohlergehen der Pfleglinge stehen muß. Dem Anfänger werden wichtige Hinweise und Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Die Autoren machen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit sondern verweisen immer wieder auf weiterführende Fachliteratur. Kurz und präzise werden aber die „Ecken und Kanten" des jeweiligen Hobbys dargestellt. Nach dem Lesen sollte es also dem Anfänger möglich sein, die gröbsten Schnitzer in der Pflege seiner Tiere zu vermeiden und wirklich Freude am Hobby zu finden.
Dr. Jan Robel
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