Ethologisches Praktikum

V2 Aggressionsverhalten bei Fischen

(Kampffisch, Beta splendens)

 

Innerartliches Aggressions- und Fluchtverhalten werden auch oft als agonistisches Verhalten bezeichnet und scharf von zwischenartlicher Aggression getrennt. Es ist bei manchen Wirbellosen und bei nahezu allen Wirbeltieren zu finden.
Innerartliche Aggression dient der Distanzvergrößerung zwischen Individuen (spacing), um negative Folgen des Zusammenlebens (Futtermangel, Stress) zu vermeiden.
Unter natürlichen Bedingungen herrscht zwischen Aggression (Distanzvergrößerung) und sozialer Attraktion (Distanzverringerung) ein Gleichgewicht.
Aggression ist unter normale Bedingungen keineswegs zerstörerisch, sondern hat eine biologische Bedeutung. Im Verlauf der Evolution (Entwicklung der Organismen auf der Erde) entstanden aggressionsbegrenzende Mechanismen in den Tierstämmen, d.h. Aggressionshemmungen gegenüber Jungtieren, Weibchen oder Gruppenangehörigen durch Rangordnungsbildung oder Territorialverhalten, sowie Entschärfung der Aggression durch Kommentkämpfe (Kräftemessen) ohne gefährliche Angriffe, oder Droh-, bzw. Beschwichtigungsverhalten.

zu den Versuchstieren: Kampffische stammen aus Südostasien und werden dort auch, ob ihrer Aggressivität gegenüber Artgenossen, zu Schaukämpfen eingesetzt. Es gibt mittlerweile dutzende Zuchtformen und Farbschläge, die sich durch besonders große Flossen und intensive Farben auszeichnen.

Systematisch gesehen gehören sie zu den Labyrinthfischen, die durch die Ausbildung eines zusätzlichen Atmungsorgans, dem Labyrinth, gekennzeichnet sind. Dieses Organ erlaubt ihnen die Aufnahme atmosphärischen Sauerstoffs, eine Anpassung an ihre Heimatgewässer, die sich oft auf über 36 oC erwärmen und dann keinen Sauerstoff mehr enthalten.

Aufgabe: Der im Zentralbecken schwimmende Labyrinthfisch (Beta splendens) lebt stark territorial in flachen stehenden Gewässern Südostasiens. Besonders zur Paarungszeit wird das Territorium sehr aggressiv verteidigt.
Der Versuch läuft als Dreikammerversuch. Setzen sie in die rechte Kammer ein weiteres Männchen und in die linke Kammer eine Atrappe! Entfernen sie zunächst das Trennblatt zur Atrappe und beobachten sie 5min.!
Danach legen sie das Trennblatt wieder ein und entfernen das Trennblatt zur rechten Kammer! Beobachten sie wieder das Verhalten 5min.! Legen sie dann das Trennblatt wieder ein! Nach 2 min. entfernen sie beide Trennblätter und beobachten 3min. die Reaktion des Tieres im Zentralbecken auf Atrappe und Konkurrenten!

Abschließend überprüfen sie die Reaktion des Tieres im Zentralbecken auf sein Spiegelbild, indem sie einen solchen an die Frontscheibe des Beckens halten.

Notieren sie neben den allgemeinen Verhaltensbeobachtungen folgende konkreten Verhaltensweisen:


A) Flossenspreizen (Aufstellen der Flossen)
B) Kiemenspreizen
C) Körperzittern
D) Rammstöße (Rammen des Gegners mit der Schauze)
E) Abschwimmen des Gegners an der Scheibe
F) Luftholen

Zeit: 20min.

 

Auswertung: Stellen sie die Häufigkeiten der beobachteten Verhaltensweisen fest und versuchen sie anhand ihrer Aufzeichnungen wiederkehrende Abfolgen von Verhaltensweisen festzustellen (z.B.: auf A folgt B und dann E und etwas weniger oft C)! Diese Art der Auswertung bezeichnet man als Sequenzanalyse.
Vergleichen sie die Heftigkeit der Reaktion und die Zahl der Angriffe auf den Artgenossen, den Spiegel und die Atrappe! Versuchen sie eine biologische Deutung für Unterschiede zu geben!

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