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Jungfische am zweiten Tag des FreischwimmensIm Aquarium wuchsen die Flaggenbuntbarsche relativ langsam heran. Anfangs zeigten die Tiere auf graublauem Grund meist eine kontrastreiche Zeichnung aus den im juvenilen Stadium noch sehr breiten Querbinden und dem für alle Mesonauta typischen Längsstreifen auf den Körperseiten. Dieser Längsstreifen verblasst von Zeit zu Zeit und erscheint dann hell wie als Negativ auf der fast schwarzen Querbindenzeichnung. Einen konkreten Anlaß für diese Zeichnung konnte ich bisher nicht erkennen. Im Vergleich zu M. insignis aus dem Cano el Toro schwimmen M. cf. egregius „Rio San Bartolo“ viel seltener gesellig durch das Aquarium. Sie halten sich lieber in Unterständen und Verstecken auf, legen zwischendurch nur kurze Strecken freischwimmend zurück. Offensichtlich hängt dies mit dem größeren Feinddruck in ihrem Heimatgewässer zusammen, der die Tiere zwingt, sich ständig in Deckung zu halten. Bei den Bandera azul beginnen sich ab einer Länge von etwa 8 cm langsam die äußerlichen Geschlechtsmerkmale zu determinieren. Die Männchen wachsen vor, bekommen eine breitere und steilere Stirnpartie und werden noch hochrückiger. Die Weibchen werden nicht viel größer als etwa 10 cm. Bei beiden Geschlechtern bilden die unpaarigen Flossen herrlich lange Enden und das prächtige Erwachsenenkleid wird immer deutlicher. Adulte Tiere zeigen einen leuchtend hellblauen Rücken, die Flanken strahlen in einem wunderschönen Türkis. Bauchregion, Bauch- und Afterflossen sind metallisch weinrot und die Kehle besonders der männlichen Tiere erstrahlt in einem Sonnengelb. Die Lippen sind hellblau, die Augen zeigen eine kräftig weinrote Färbung. Die sehr lang ausgezogenen Flossen der erwachsenen Fische schillern in allen geschilderten Farben. So zählt M. cf. egregius vom Rio San Bartolo ausgewachsen zweifellos zu den schönsten Flaggenbuntbarschen und macht ihrem venezolanischen Namen, der ins Deutsche übersetzt „Blaue Flagge“ bedeutet, in der Tat alle Ehre.

Bereits im Mai 1997 schritten die noch nicht ausgefärbten, mit etwa 7 – 8 cm Länge halbwüchsigen Tiere im Aquarium zur Fortpflanzung. Zu dieser Zeit beginnt in Venezuela die Regenzeit, in der für die Flaggenbuntbarsche genau wie die für meisten anderen Fische dort Laichzeit ist. Die Tiere sind offensichtlich vor Natur aus auf diese Rhythmik programmiert, so daß sie diese selbst unter den veränderten Bedingungen der Gefangenschaft nicht ablegen. Dieselbe Beobachtung konnten wir bereits seinerzeit an den vom Cano el Toro mitgebrachten M. insignis machen. Als die blauen Flaggenbuntbarsche das erstemal ablaichten, waren Männchen und Weibchen noch in etwa gleich groß, erst später wuchsen die Männchen vor und sind heute deutlich größer als ihre Partnerinnen. Die Nachzucht klappte in mittelhartem Berliner Leitungswasser bei einer Temperatur zwischen 27 – 31 °C problemlos. Auch erwiesen sich die etwa zwei Monate alter JungfischTiere im Gegensatz zu M. insignis auf Anhieb als gute Brutpfleger, die ihre Jungen aufopferungsvoll verteidigen. Bei den noch jungen Tiere schwankten die Eizahlen zwischen 200 –250 pro Gelege. Größere Tiere legen aber wie auch andere Flaggenbuntbarsche weit über 500 Eier. Gelaicht wurde auf schrägen und senkrechten Substraten in den mittleren und oberen Wasserschichten. Balz und Paarung erfolgen ruhig und ohne Hektik. Es werden verschiedene Stellen im Revier geputzt bevor sich das Paar für einen Laichplatz entscheidet. Diese Stelle wird dann von beiden Partnern genauestens gereinigt. Etwa zwei bis drei Tage später erfolgt die Paarung, wobei die Tiere ihr kontrastreiches Querstreifenmuster zeigen. Dieses Kleid tragen die Tiere auch im weiteren Verlauf der Brutpflege. Es stellt eine sehr gute Tarnung dar. Bei der Bewachung des Geleges verhalten sich die Eltern sehr ruhig. Andere Beckeninsassen, die dem Gelege zu nahe kommen werden schnell und konsequent verjagt. Nach etwa drei Tagen werden die Larven von den Alttieren aus den Eihüllen gekaut und an gut gedeckten Stellen nahe der Wasseroberfläche deponiert. Mehrmals am Tag werden die Larven umgebettet. Daran sind beide Partner beteiligt, wenngleich dem Männchen mehr die Rolle der äußeren Revierverteidigung zukommt. Je nach Wassertemperatur nachetwa einer weiteren Woche schwimmen die Jungfische schließlich frei und werden nun von den Eltern äußerst wachsam und aggressiv verteidigt. Auch hierbei verhalten sich beide Alttiere gleichberechtigt. Die Jungen sind kleiner als die von M. insignis. Sie nehmen sofort frisch geschlüpfte Artemianauplien. Diese müssen aber von bester Qualität und beim Schlupf besonders klein sein. Zu große Nauplien können die Jungen mit ihren kleinen Mäulern nicht verdrücken. Gelingt es ihnen doch, besteht die Gefahr, daß sie an den Futterbrocken ersticken oder diese im Verdauungstrakt Schaden anrichten. Auch müssen die frisch geschlüpften Artemia gut gesiebt werden und möglichst frei von Eischalen sein, da diese den Jungfischen beim Verzehr das Leben kosten können. In der ersten Lebensphase der Fischchen kann es daher leicht zu Verlusten kommen. In dieser Zeit ist die Aufmerksamkeit und Gründlichkeit des Pflegers daher besonders wichtig. Später bereitet die Aufzucht keine größeren Probleme mehr. Die jungen Bandera azul wachsen jedoch trotz reichlicher Fütterung und regelmäßigen Wasserwechsels verhältnismäßig langsam.

Literatur:   Arendt, K. (1996): Die Cichliden des Cano el Toro. Wunderschöne Buntbarsche aus den venezolanischen Llanos. TI – Magazin, 127 (Feb. `96): 25 – 29

Arendt, K. (1996): Der goldene Flaggenbuntbarsch. Beobachtungen im Aquarium an Mesonauta insignis (Heckel, 1840). TI – Magazin, 130 (Aug. `96): 10 – 14

Günther, A. (1862): Catalogue of the fishes in the British Museum, vol. 4, London: 534 pp.

Heckel, J. (1840): Johann Natterers neue Flußfische Brasiliens nach den Beobachtungen und Mittheilungen des Entdeckers beschrieben. (Erste Abteilung, die Labroiden.) Ann. Wien. Mus. Naturges., 2: 327 –470

Kullander, S.O. & A.M.C. Silfvergrip (1991): Review of the South American cichlid genus Mesonauta Günther (Teleostei, Cichlidae) with descriptions of two new species. Rev. suisse Zool., 98 (2): 407 – 448

Staeck, W. & I. Schindler (1993): Anmerkungen zur Gattung Mesonauta Günther, 1862. DCG – Info, 24 (3): 57 – 68

Stawikowski, R. (1993): Mesonauta: Weitere Beobachtungen und ergänzende Anmerkungen. DCG – Info, 24 (8): 161 – 174

Stawikowski, R. & U. Werner (1998): Die Buntbarsche Amerikas. Band 1. Verlag Eugen Ulmer, 540 pp.

Weidner, T. (1994): Venezuela 1994. Teil 1 – 3 DCG – Info, 25 (12): 267 – 273, DCG – Info, 26 (1): 7 – 14   u. (2): 33 – 39

Weidner, T. (1996): Mesonauta insignis – Cichliden die nach oben streben. DCG – Info, 27 (8): 172 – 179

Werner, U.(1992): Fischfangabenteuer Südamerika. Landbuch - Verlag

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