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Barbus vittatus
Helmut Stallknecht
Um keinen Schatten auf das Wasser zu werfen, muß ich gegen die schon tief stehende Sonne blicken. „In den Reisfeldgräben gibt es massenhaft kleine Fische," hatte Norbert WöLFEL gesagt, als ich im Herbst 1995 einige Tage bei ihm in Homagama verbrachte. Den Tag über waren wir unterwegs und hatten uns private Zuchtanlagen angesehen. Nach einem Tee hielt es mich aber nicht mehr. Die Tage sind kurz in den Tropen. Nur von 6 bis 18 Uhr ist Licht, und fast übergangslos wird es innerhalb weniger Minuten dunkel. Eine reichliche Stunde war aber noch Zeit, und das nächste Reisanbaugebiet war nahe.
Beim Herantreten an solch einen Graben sieht man Schwärme von Fischen fliehen. Dabei kann man natürlich kaum erkennen, was da weghuscht. Ich setze mich an eine Einmündung kleiner Gräben in einen Hauptlauf, streue etwas Tetra-Flockenfutter aufs Wasser und warte. Es ist windstill, dadurch verteilt sich das Futter nicht so schnell. Kommt erst ein Fisch zur Oberfläche, so schießen bald viele andere nach oben. Dabei kann man schon eher ausmachen, um welche Arten es sich handeln könnte. Größere langgestreckte Fische mit gelber Schwanzflosse und einem deutlichen Längsstreifen auf dem Körper sind gewöhnlich Rasbora daniconius. Unmittelbar unter der Oberfläche schwimmende kleine Fische tragen einen silbrig glänzenden Fleck auf dem Kopf. Das sind Aplocheilus parvus, Zwerghechtlinge, die oft in großen Mengen die Reisfeldgräben bevölkern.
Daneben sah ich aber auch kleinere Barben mit dunklem Rücken. Außerdem glaubte ich, in der Rückenflosse eine dunkle Zone gesehen zu haben. Ob in der Schwanzwurzel ein weiterer Fleck vorhanden ist, konnte ich bei der Geschwindigkeit der Tiere nicht sehen. Dann wären es wahrscheinlich Barbus bimaculatus gewesen, die wohl im Südwesten Sri Lankas häufigste Barbenart. Aber hier, um Homagama, östlich von Colombo, hatte ich vorher noch nicht gefischt, und so war ich neugierig.
Mit meinen zwei Handnetzen von 50 x 30 bzw. 30 x 20 cm Fläche sperrte ich ein schmales Grabenstück ab. Norbert brach von einem Strauch einen Ast, ging etwa 20 m zurück und kam dann, mit dem Ast im Wasser quirlend, wieder auf mich zu. Die Fische flohen in meine Netze. Ich nahm von allen Arten ein paar Tiere heraus und sortierte sie in die mitgebrachten 1 l-Plastikgefäße.
Die größeren waren, wie vermutet, R. daniconius, ebenso hatte ich die Zwerghechtlinge erwartet.
Die kleinen Barben aber besaßen nur einen relativ kleinen Fleck in der Schwanzwurzel, waren ziemlich hochrückig und trugen einen bräunlich rötlichen bis lila Schimmer über dem grün glänzenden Körper. Die dunkle Zone in der Rückenflosse war bandartig schräg angeordnet und körperwärts von einer gelblichen, bei einigen Tieren bis orangefarbenen Zone begleitet.
Barbus vittatus, wahrscheinlich nach diesem Rückenflossenstreifen so genannt, ist nach B. bimaculatus wohl die zweithäufigste Barbe der Insel. Also nichts besonderes?
Wenn man vom aquaristischen Schrifttum ausgeht, so wäre diese Barbe eine ausgesprochene Rarität. Es gibt zwar eine Reihe von Erwähnungen - kaum aber einen detaillierten Zuchtbericht.
Dabei kennt man die Fische schon seit 1904, als sie über Hamburg durch KöPPE und SIGGELKOW eingeführt wurden. Seither ist die Art wohl mehr als Beifang in Einzelexemplaren mitgekommen. Andere Barben sind begehrter. Dabei ist das kleinbleibende Fischchen bei Wohlbefinden sogar sehr hübsch. Neben der auffallenden Rückenflossenfärbung ist der Körperglanz Indikator für zusagende Bedingungen. Dazu gehört vor allem ein Trupp dieser Fische. Allein in einem Aquarium gehalten, ist aber auch ein Schwarm scheu. Als Beifische hielt ich an der Oberfläche Aplocheilus-Arten, und deren ruhige Schwimmbewegungen machten auch die Barben sicher. Jungfische kamen dennoch durch, weil die Barben am Boden und die Hechtlinge an der Oberfläche blieben.
In den 80er Jahren sah ich bei einigen Aquarianern in Berlin gelegentlich ein paar Barbus vittatus, besaß sie aber niemals selbst. So nahm ich 8 Jungfische von 3 cm Länge mit und hoffte, daß beide Geschlechter darunter sein werden.
Nach einem halben Jahr, im Sommer 1996 konnte ich sicher sein: Zwei Weibchen und sechs Männchen waren herangewachsen. Offenbar bekam ihnen das „sorgenfreie" Leben im Aquarium gut, denn unter natürlichen Bedingungen habe ich so kräftig entwickelte und hochrückige Tiere nie gesehen.
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