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Kletterfische

Text: Helmut Stallknecht

Es war schon verrückt - jedes Mal, wenn ich in Sri Lanka Kletterfische suchte, fand ich zwar andere Arten, aber keinen einzigen Anabas. Dagegen waren in anderen Fängen an anderen Tagen ab und zu jeweils einzelne Jungfische dabei, die ich aber zurücksetzte, weil keine weiteren Exemplare anfielen.

In Thailand hatte ich 1996 - bei einer derartig weit verbreiteten Art eigentlich schon ein Kuriosum - nach 14 Tagen noch nicht einen gesehen, war allerdings auch mehr an Halbschnäblern, Schaufelfadenfischen, Knurrenden Guramis und Kampffischen interessiert. Aber so langsam gewann ich Interesse an pla mor, wie sie dort heißen.

„Die gibt's hier überall", meinte Klaus DERWANZ, der uns mit der weiteren Umgebung seiner „Khao Yai Garden Lodge" bekannt machte, und den ich nach Trichopsis-Arten, Kampf- und Kletterfischen fragte. In einer kleinen Wasserlache einer Siedlung sollte welche sein - jedoch fingen wir dort nur Flugbarben (Esomus metallicus). übrigens in einer durch häusliches Abwasser und nicht nur wegen der Hitze höchst "anrüchigen" Brühe. Niemals hätte ich geglaubt, daß derartig sauerstoffbedürftige Bärblinge in solchem Wasser leben könnten. Aber - kein einziger Kletterfisch.

Ein nahegelegener Teich erweckte neue Hoffnung. Ein großes Netz aus Plastmaterial mußte von zwei Fängern in gebückter Haltung zugleich zum Boden gedrückt und an der Wasserfläche geführt werden. Einer davon war ich. Die Gummistiefel versanken bis über die Knöchel im feinen Schlick, jeder Schritt wurde zur Qual, denn immerhin betrug die Temperatur in diesen Mittagsstunden fast 40 oC.

Hurra! Unmassen von Flugbarben, aber auch Tilapien (!), Glasbarsche, Gambusia-Weibchen (!), Trichopsis vittata und - tatsächlich Jungfische von pla mor. Sechs dieser etwa 4 cm langen Tiere nahm ich mit.

Sie waren bei der Zwischenhälterung in unserem Quartier keineswegs so aggressiv untereinander, wie es in der Literatur dargestellt wird und ich es befürchtet hatte. Meist standen sie ruhig im Wasser und schossen lediglich zum Luftholen hastig zur Oberfläche. So ließ ich mich dazu verleiten, in den Transportflaschen je drei Tiere unterzubringen. Das ging nicht gut. Wahrscheinlich weniger durch Aggressionen, sondern vor allem durch ihre rauen Schuppen, sowie die spitzen Flossenstrahlen und Kiemendeckel beschädigten sie sich, so daß nur drei Fische überlebten.

Zwei davon entwickelten sich innerhalb der nächsten 7 Monate zu gestreckten, leicht gelblich gefärbten Exemplaren, das dritte war kompakter und graugrün. Ich hoffte, zwei Männchen und ein Weibchen zu besitzen.

Ende März 1997 wechselte ich das Wasser häufiger und fütterte reichlich. Schon nach 10 Tagen wurde das graugrüne Tier merklich dicker. Ich fing alle drei Fische heraus und setzte sie in einem Aquarium 80 x 50 x 50 cm an, allerdings nur bei 15 cm Wasserstand. Sie jagten sich, und ich befürchtete, daß sie bei einem höheren Wasserstand herausspringen könnten. Ein großes Javamoospolster wurde durch die lebhaft schwimmenden Tiere gleichmäßig aufgelockert. Scheu waren sie auch, so daß ich sie nur noch bei der Fütterung oder beim Luftholen sah.

Schließlich schob ich das Javamoos wieder zusammen und fixierte den Ballen mit einem Stein. In den nächsten zwei Tagen hielten sich alle drei nur in diesem Polster auf. Ich hatte erwartet, daß sich die Männchen streiten würden, war darauf gefaßt, eines herausfangen zu müssen - nichts tat sich. Sie kamen zur Fütterung ins freie Wasser, schnappten nach den Mückenlarven oder Pellets und zogen sich wieder zurück. Ein erneuter Wasserwechsel war nötig geworden, weil die stark fressenden Tiere auch sehr viel Kot ausschieden.

Schon in der darauffolgenden Nacht kam es zur Eiablage, und ich bekam früh am Morgen nur noch zwei Paarungen mit. Dabei drängte sich das Weibchen neben ein Männchen, das sich daraufhin krümmte und das Weibchen U-förmig umschlang. Eine vollständige Drehung wurde nicht ausgeführt, das Weibchen lag höchstens seitlich verkippt.

Die zahlreichen, erstaunlich kleinen und glasklaren Eier wirbelten nur kurz im Wasser und stiegen zur Oberfläche. Sie sammelten sich an der Wasserkante und lagen dort sehr dicht. Nur wenige wurden in den nächsten Stunden weiß. Keines der drei Elterntiere stellte dem Laich nach. Dennoch fing ich sie heraus. Das Fangnetz war anschließend dicht mit anhaftenden Eiern bedeckt, die sich nur schwer in einem Eimer abspülen ließen.

Am nächsten Morgen waren die Jungen geschlüpft. Eine schwache Punktzeichnung war sichtbar, die Gestalt wirkte noch sehr gedrungen, der Schwanzstiel war extrem kurz.

Einen weiteren Tag später trieben die Jungen bei schwacher Durchlüftung schwerelos durch das Wasser.

Eine solche Entwicklung kenne ich von einigen Ctenopoma-Arten. Auch da wird nachts gelaicht, schwimmen die Eier an der Oberfläche, und die Jungfische treiben planktonartig herum, ehe sie gerichtet schwimmen können.

Die Aufzucht ist auch leicht, wenn man keine Rädertierchen zur Verfügung hat. Das Zuchtbecken muß schon der großen Elterntiere wegen geräumig sein. In den Tagen vor dem Laichen muß man weiterhin kräftig füttern, infolgedessen fällt viel Kot an, und von Hygiene kann keine Rede sein. Selbst häufige Wasserwechsel können das früher oder später vermulmende Javamoos nicht reinigen, und das soll auch überhaupt nicht sein. Die zwischen 2000 und über 5000 abgelegten Eier sind nicht alle befruchtet, und die sich zersetzenden weißen reichern das Wasser mit Infusorien an.

So kommt es, wie bei den meisten Labyrinthfisch-Bruten: Nach höchstens 10 Tagen hat das vorhandene Kleinfutter für die Vorwüchser gereicht. Das können aber immer noch über 200 Tiere sein. Im Laufe der nächsten Woche werden die kleineren Geschwister förmlich „aufgearbeitet", und von da an kann man schon kleine Zyklops füttern. Fein geriebenes Flockenfutter wird ebenfalls um diese Zeit bereits bewältigt, so daß nach spätestens 4 Monaten die weiterhin auseinanderwachsenden Jungfische aus etwa 50 größeren von 6 cm Länge, um 100 mittelgroßen (4 cm) und einem Rest kleinerer bestehen kann. Diese „Nachhut" wächst aber, in sich weiterhin gestaffelt, sofort wieder los, sobald die großen abgefangen sind und das Futterangebot für sie wieder allein zur Verfügung steht. Viel Füttern heißt nämlich nicht, daß die kleineren Fische auch mehr aufnehmen können. Die großen Tiere fressen sich derartig schnell so voll, daß die anderen stets zu kurz kommen, auch wenn man mehrmals hintereinander füttert. So ist es, wie bei allen produktiven Labyrinthfischen eine reine Fleißarbeit, junge Kletterfische aufzuziehen.

Nur, die Elterntiere laichen bei guter Fütterung mindestens einmal im Monat. Wohin mit diesen Jungfischmengen?

Bisher halte ich Trichogaster trichopterus-Zuchtformen, um deren Larven und Jungfische nicht nur im Winter an andere Jungfische zu verfüttern, z. B. an Dermogenys pusillus. Seit ich die Kletterfische habe, kommen noch deren Jungfische hinzu. Und da auch meine Makropoden öfter laichen, als ich die Nachkommenschaft aufziehen will, kann ich mindestens einmal in der Woche junge Labyrinthfische an Jungfische solcher Arten verfüttern, denen ich 'was Gutes bieten will.

Erstaunlich ist, wenn man die zurückliegenden Veröffentlichungen durchsieht, daß nur äußerst selten über Nachzuchten von Kletterfischen in Aquarien berichtet wird. Freilich ist der Handel nicht gerade stark an Jungfischen interessiert, vielleicht sind sie den Liebhabern auch zu groß und zu grau. Aber immerhin gab diese Gattung den Labyrinthfischen einmal den Sammelnamen und es war schon sensationell, was bereits im 18. Jahrhundert von diesen über Land gehenden Fischen berichtet wurde. SMITH (1945) gab eine gute übersicht, die hier in der Übersetzung folgen soll:

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